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»Ich warne dich, Ari, das Filmgeschäft, ich meine das harte amerikanische,
kann eine Sache auf Leben und Tod sein.«
Christa Estenfeld
Elektrische Schatten
Roman
Mainz: VAT 2010
344 S., gebunden, 19.90 €
ISBN 978-3-940884-26-8
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Deutschland in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre: Ein Regisseur dreht einen Film, der die Verschleppung
und Ermordung seiner jüdischen Kindheitsfreundin thematisiert. Zeitgleich gerät eine junge Frau in die Hände
einer Terrorgruppe. - Eine Geschichte von Schuld und Bewältigung im Spannungsfeld von künstlerischer Reflektion
und politischer Aktion. Mit poetischen Mitteln werden Epik und Filmkunst, Vergangenheit und Zukunft, Individuum
und Terror aufeinander bezogen.

Buchritik von Frauke Kaberka, dpa:
Blick in die Traumfabrik: «Elektrische Schatten»
Fiktion oder Wirklichkeit? Bei Christa Estenfeld fließt beides ineinander. Manchmal sind es Tagträume, manchmal Ideale und Vorstellungen von einem Leben, das man sich fernab der Realität wünscht.
Und manchmal sind es schreckliche - teils wahr gewordene - Albträume, die die Mainzer Autorin ihren Protagonisten in dem Roman «Elektrische Schatten» beschert. Sie führt ihre Leser in eine Traumfabrik. Die Welt des Films wird Mittel zum Zweck.
Auf der einen Ebene versucht der Regisseur Roman in den 70er Jahren eine prägende Kindheitserinnerung zu einem Spielfilm zu verarbeiten. Der Holocaust und ganz speziell die Verschleppung einer Jugendgespielin in die Gaskammer sind sein Trauma, das sich später auf seine Hauptdarstellerin übertragen wird. Die außerordentlich begabte junge Franzi hat ihre eigenen Vorstellungen vom künftigen Leben. Knapp formuliert sie diese in einem Schulaufsatz - schnörkellos und doch märchenhaft. Anlass für ihre Lehrerin, sie dem noch suchenden Regisseur zu empfehlen. Mit Erfolg: Ein Star wird geboren. Doch das neue Leben hat so gar nichts mit Märchen gemein.
D
ie andere Erzählebene führt in die Terroristenszene. Edith, eine junge Frau, gerät ohne Schuld mitten hinein, etabliert sich, ohne selbst aktiv zu werden, und kommt ganz unspektakulär wieder heraus. Wie Estenfeld Ediths Gedanken- und Gefühlswelt beschreibt, ist stark. Dass beide Erzählstränge aufeinandertreffen, war natürlich vorhersehbar - und ist doch auch gelungen: das Verbrennen von Romans Holocaust-Filmrollen mit grausiger Symbolik. Vergangenheit kollidiert mit Gegenwart, Gewalt mit Gewalt. Konfrontation und Verarbeitung werden wichtig für die Zukunft.
Doch das ist nicht das Ende der Geschichte und auch nicht das Ende von Romans Filmprojekt. Es werden noch viele Träume geträumt. Einige sind Redundanz im besten Sinne. Die oft ineinanderfließenden Sequenzen erfordern mitunter hohe Aufmerksamkeit. Was dem Leser sofort eingeht, sind die poetischen Worte und Bilder, die Estenfeld als Künstlerin ausweisen. Die auch als Grafikerin und Illustratorin bekannte Autorin erweist sich als exzellente Zeichnerin von Gefühlen mit all ihren Facetten: von hell bis dunkel, von wunderschön bis hässlich.


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